Besuch vom SEK

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen morgens gemütlich mir Ihrer Frau am Frühstückstisch, tunken den Teebeutel ins heiße Wasser während Sie die Angebote vom Discounter studieren und es klingelt an der Tür. Sie denken sich, ein Nachbar, der Zucker braucht, oder der Paketbote? Nein, ein paar vermummte Herren in Schwarz mit gezückten Waffen, die laut „Polizei“ brüllen und ins Haus stürmen. Da bleibt einem das Marmeladenbrötchen irgendwie quer im Mund stecken. Eine Szene dieser Art spielte sich kürzlich in Berlin ab. Besuch vom Spezialeinsatzkommando (SEK) erhielt ein Privatdetektiv aus Tempelhof.

Ein Bekannter hatte den Ermittler angeschwärzt: Der Detektiv soll im Besitz einer Waffe sein und planen, Oberbürgermeister Klaus Wowereit umzubringen, lautete der Vorwurf. Gleichzeitig habe er einen Profikiller engagiert, der für 250.000 Euro die „Schmutzarbeit“ übernehmen soll. Nun muss man wissen, dass es für Detektive nicht ungewöhnlich ist, eine Waffe zu besitzen. In Österreich beispielsweise gehört Waffenkunde zum festen Programm bei der Ausbildung zum Berufsdetektiv. Es kommt immer darauf an, ob die Behörden den Besitz auch genehmigen und bereits erteilte Genehmigungen regelmäßig verlängern. Der Blick in die Akten scheint die Polizei nicht weitergebracht zu haben. Deshalb ging man der Sache nach und mit dem SEK gleich auf Nummer sicher.

Die Beamten durchforsteten den gesamten Hausstand, durchwühlten Schubladen und suchten nach möglichen Verstecken für eine Waffe. Dem Hausherrn und seiner Frau war der Appetit längst vergangen. Nur der Hund ließ sich auch durch das SEK nicht von seinem Kauknochen abbringen. Gefunden wurde schließlich eine Gaspistole, mit der das Vorhaben, den Politiker eiskalt zu erschießen, schwerlich umzusetzen gewesen wäre. Blinder Alarm also, den der Bekannte des Detektivs zu verantworten hat. Er und sein – jetzt vermutlich nicht mehr – Kumpel sind in zwei unterschiedlichen Bürgerbewegungen, die sich mit dem Flughafen Tempelhof beschäftigen. Dass bei einem Politikum Meinungsverschiedenheit auftreten, soll ja vorkommen. Aber gleich einen geplanten Bürgermeistermord zu inszenieren, ist schon übertrieben – wenngleich so mancher Regisseur stolz wäre. Polizei und Detektiv sind eher angesäuert, um es vornehm auszudrücken.

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