Den Besuch eines britischen Internet-Cafés muss man zukünftig zwar nicht scheuen, sollte aber sehr genau darauf achten, wie man sich verhält und welche Seiten im World Wide Web angeklickt werden. Die Inhaber der Cafés haben vom Metropolitan Police Service (MPS) einen klaren Auftrag: Sie müssen ihre Gäste und deren Online-Aktivitäten demnächst wie ein Detektiv überwachen. Hintergrund ist der Kampf gegen terroristische Bedrohungen, bei dem das Internet bislang noch zu sehr vernachlässigt wurde.
Die Maßnahme sei rein präventiv und diene dazu, potentielle Bedrohungen rechtzeitig abwenden zu können, heißt es in einer Pressemitteilung des MPS. Die Polizei stellt darin klar: „Bei der Internet-Café-Initiative geht es nicht darum, Leute zu verhaften“. Vielmehr sollen sich die Café-Betreiber mit den Behörden in Verbindung setzen, wenn ihnen etwas auffällt oder einschlägige Seiten aufgerufen werden. Zukünftig wird es Pflicht sein, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Widerstand regt sich nicht gegen die Überwachung, zumindest nicht auf Seiten der Besitzer.
Steven Staples, der seinen Laden im Stadtteil Camden betreibt, erklärte: „Wenn ich Bedenken darüber habe, was die Leute in meinem Lokal machen, würde ich diese Information sofort weiterleiten.“ Er gehört zu denen, die am Praxistest teilnehmen. Plakate und Bildschirmschoner informieren die Besucher über „akzeptables Online-Material“ und die Tatsache, dass das Internet-Café an der Initiative beteiligt ist.
Die österreichische Arge Daten sieht diese Entwicklung eher kritisch. Es sei zwar konsequent, wenn man davon ausgehe, „dass sich durch das massenhafte Sammeln von Informationen zukünftige Verberbrechen verhindern lassen“. Die Überwachung der Internet-Cafés schließe dabei lediglich eine Lücke. Allerdings stünden die Betreiber vor einem Problem: Wer gilt als verdächtig? Alle Nutzer als potentielle Täter zu betrachten, bringe nichts. Hans Zeger, Obmann der Arge, warnt davor, dass aus der Unschuldsvermutung kein Schuldverdacht werden darf.