Das Verschwinden von Madeleine McCann aus einer Ferienanlage an der Algarve gehört zu den Fällen, die in den vergangenen Monaten weltweit immer wieder für Aufsehen gesorgt hatten. Nachdem die Polizei jetzt ihre Ermittlungsakten öffnete und zugänglich machte, ergeben sich völlig neue Anhaltspunkte, denen bislang anscheinend nicht nachgegangen wurde. Die Eltern von Maddy und große Teile der Bevölkerung sind empört über das Vorgehen der Beamten. Jetzt sollen Privatdetektive die Hinweise auswerten und sich erneut auf die Suche nach dem kleinen Mädchen machen.
Großen Erfolg hatte die von Kate und Gerry McCann beauftragte Detektei bisher nicht. Auch sie stocherte nur im Nebel. Ob die Informationen aus den Polizeiakten den Ermittlern nun ausreichend Material an die Hand geben, eine konkrete Spur zu finden, muss sich zeigen. Dabei setzen Eltern und Detektive vor allem auf die Zeugenaussage einer Verkäuferin aus Amsterdam. Sie will das Kind in Begleitung einer Frau gesehen und sogar mit Maddy gesprochen haben. „My name is Maddy“ (Mein Name ist Maddy) soll die Vierjährige ihr in akzentfreiem Englisch gesagt und nach ihrer Mutter gefragt haben. Die Frau, mit der sie in dem Laden war, bezeichnete sie als Fremde und erklärte: „Die haben mich von meiner Mama weggenommen. Die haben mich aus den Ferien weggeholt.“
Dass diese Aussage erst jetzt publik wurde, sorgte vor allem in England für Empörung. Da das Kind nur drei Tage nach dem Verschwinden in Amsterdam gesehen wurde, hätte ein schnelles Eingreifen dem Spuk ein Ende machen können. Doch die portugiesische Polizei verdächtigte schon damals nur die Eltern und kümmerte sich nicht weiter darum. Einige britische nennen es treffend Schlamperei. Nun ist die Spur kalt und muss von den Detektiven mühsam wieder aufgenommen werden. Zumal sie auch die übrigen Seiten der Akte noch studieren müssen. Darin befinden sich unter anderem Porträts von Verdächtigen, die nie publik wurden, und Videoaufnahmen, die ein Mädchen mit einer Frau zeigen, einen Tag nachdem die Kleine verschwunden war. Wenn es die Frau aus dem Amsterdamer Geschäft ist, wäre der Skandal perfekt.