Einschleusung bei Karmann sorgt für hitzige Debatte

Zwischen Detektiv und „externer Berater“ liegen noch keine Welten, da Detekteien häufig auch beratend aktiv werden. Geht es aber um die Einschätzung der Arbeit von Privatermittlern, so reicht die Spanne wie im Fall Karmann von „Ferkelei“ bis „Notwendigkeit“. Dass der Insolvenzverwalter jemanden in den Betrieb eingeschleust hat, daran gibt es keine Zweifel: Mehrere Wochen lang hat ein „Herr Meyer“ sich im Werk umgesehen, mit der Polizei über den Werksschutz gesprochen und bei den Mitarbeitern Informationen gesammelt.

Weshalb nun aber ein Detektiv eingeschaltet wurde, daran scheiden sich die Geister. Der Insolvenzverwalter sagt, der Auftrag sei erteilt worden, um Diebstähle aufzuklären und gleichsam die Weitergabe von Betriebsgeheimnissen zu unterbinden. Irgendwo habe es ein Leck gegeben. Anders ließe sich nicht erklären, weshalb die Gesellschafter immer bestens informiert gewesen seien. „Das hat nichts mit Spionage zu tun. Betriebsgeheimnisse müssen Betriebsgeheimnisse bleiben“, stellen die Verantwortlichen klar. Sie sehen sich in der Kritik von Gewerkschaften und Betriebsrat, es nur auf unliebsame Mitarbeiter abgesehen zu haben, um mit dem belastenden Material eine „billig Kündigung“ zu ermöglichen. Darüber hinaus sollte der Ermittler den Gesellschaftern der „Weg zu wichtigen Informationen“ abschneiden. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte.

Über das genaue Vorgehen von „Herrn Meyer“, der wegen seiner Vorlieben für Waffen aus seinem vorigen Job als Hauptgeschäftsführer einer Industrie- und Handelskammer geflogen war, gibt es nur ansatzweise Informationen. Er soll in Gesprächen seinen Einfluss beim Insolvenzverwalter geltend gemacht und versprochen haben, Jobs zu sichern. Wer sich weigerte, mit ihm zu kooperieren, fürchtete auf die „Abschussliste“ zu geraten. Gleichzeitig habe sich der Detektiv für die Querverbindungen innerhalb des Unternehmens interessiert. Alles nicht wahr, heißt es jetzt. Der Detektiv habe eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, nie Mitarbeiter ausspioniert oder zur Denunziation angestiftet zu haben. Es sei immer nur darum gegangen, den Informationsabfluss zu unterbinden.

Die folgenden 3 Artikel könnten Sie auch interessieren: