
Der Durchschnittsladendieb greift, was er kriegen kann oder für den täglichen Bedarf benötigt. Hauptsache, der Detektiv sieht zu und man kommt unbehelligt an der Kasse vorbei. Vor diesem Problem stehen auch Profis. Sie arbeiten häufig im Team, kennen alle Tricks, wissen, wo die Videoüberwachung installiert ist, und werden notfalls auch renitent. Abgesehen haben sie es nicht auf Süßigkeiten oder eine Packung Batterien, sondern auf ganz spezielle Waren. Die gut organisierten Diebesbanden sind besonders scharf auf teure Rasierklingen von Markenherstellern. Bei einem Stückpreis von teilweise über drei Euro gibt es inzwischen einen nicht zu unterschätzenden Schwarzmarkt.
Die Rasierklingen sind zum Schutz vor Diebstahl zwar in relativ große Blister verpackt, lassen sich dennoch sehr gut transportieren, verstecken und über die Grenze bringen. Das haben zwei Diebe in Wetzlar bewiesen. Gleich 35 Packungen mit Klingen hatten sie unbemerkt mitgehen lassen. Wert der Ware: stolze 760 Euro. Beim zweiten Versuch eine Woche später – Ziel war wieder die Abteilung für Nassrasur – erkannte der Detektiv des Supermarktes die beiden und ließ sie mit Hilfe der Überwachungskameras nicht mehr aus den Augen. Als sie den Laden verlassen wollten, schlug die zwischenzeitlich informierte Polizei zu und stellte erneut massenhaft Klingen sicher.
Auch bei nächtlichen Einbrüchen in Drogerien und Supermärkte räumen die Banden mit Vorliebe die Regale mit dem Rasierzubehör leer. Teilweise gibt es daher nur noch einen Beleg, der bezahlt und an der Information gegen die Klingen eingetauscht werden kann. Die übrige Zeit werden sie gut verschlossen gelagert. Eine sinnvolle Maßnahme, wenn man bedenkt, dass die beiden Diebe aus Wetzlar alleine in diesem Jahr schon Rasierklingen für über 3.500 Euro gestohlen haben sollen. Eingebracht hat es ihnen Haftstrafen von zwölf und acht Monaten, bei einem der beiden zur Bewährung ausgesetzt.