Das Internet ist voller Verlockungen. Gutscheine hier, Kostenloses da. Doch nicht jeder Apfel, der gereicht wird, ist zuckersüß. Viele erweisen sich nach längerem Genuss als pures Gift für den Geldbeutel. Die Rede ist von Raubkopien, die in Tauschbörsen angeboten und von den Servern so genannter Online-Speicherplatz-Anbieter „gesaugt“ werden können. Musik, aktuelle Kinofilme oder das neueste Hörbuch – im Netz gibt es nichts, was es nicht gibt. Der Schaden für die Musik- und Filmindustrie geht in die Milliarden. Denn wer kauft schon eine CD oder DVD, wenn er sie vermeintlich gratis im Netz findet? Internet-Detektive kämpfen schon seit Jahren dagegen an – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Einen Rückschlag musste die Branche hinnehmen, als es den Staatsanwälten zu bunt wurde. Auf ihren Schreibtischen türmten sich tausende Strafanträge, um die Adressen der Raubkopierer ermitteln zu dürfen. So wurde 2007 entschieden, erst dann zu agieren, wenn mindestens 3.000 Lieder zum Download angeboten werden. Von da an bekamen die Detektive der Plattenfirmen, häufig Studenten, die sich ein paar Euro dazu verdienen, richtig viel zu tun. Die Tauschbörsen erlebten einen wahren Boom. Vergessen wurde von den meisten Nutzern, dass die Industrie auch zivilrechtlich gegen sie vorgehen und über die Landgerichte an ihre Daten kommen kann. Das mündet in der Regel in einer Abmahnung, die mit bis zu 10.000 Euro richtig weh tun kann.
Die Arbeit der Detektive ist eher eintönig. Jeder der Mitarbeiter erhält einen konkreten Auftrag. In dem Fall sind es bestimmte Musiker oder Titel, nach denen in den Tauschbörsen und Linklisten gesucht wird. Ist der Song gefunden, wird er heruntergeladen, kontrolliert und sämtliche Daten wie Datum, Uhrzeit und Kennung des Anbieters notiert. Ein Foto des Bildschirms rundet die Beweiskette ab. Führt einer der Links zu einem Speicherplatz-Anbieter, wird die Löschung der Dateien beantragt. Wer von den Internet-Detektiven erwischt wird, muss mit einer Hausdurchsuchung rechnen. Der Chef der Ermittler ist alleine dafür 120 Tage im Jahr unterwegs. Besuch von der Polizei erhielt auch schon ein Seniorenheim, in dem eifrig illegal für musikalischen Nachschub gesorgt wurde.