„GhostNet“ unterstreicht die Bedeutung der Spionageabwehr

Die größte Spionagebedrohung geht von China aus. Darauf weisen die Geheimdienste der westlichen Welt bereits seit Jahren hin. Dass nun ausgerechnet der Computer des Dalai Lama, Oberhaupt der Tibeter und damit per se im Fokus Chinas, ein Hacker-Netzwerk enormen Ausmaßes ans Tageslicht brachte, darf getrost als Fügung bezeichnet werden. Experten des Munk-Zentrums für internationale Studien aus Toronto stießen bei der Untersuchung des Rechners auf die Internetspione. Betroffen waren auch die PCs in den übrigen Büros des Dalai Lama. Weltweit werden die Daten auf rund 1.300 Computern angezapft. Ziel der Angriffe sind in erster Linie Ministerien, Institutionen und Organisationen sowie Botschaften von Nationen aus Süd- und Südostasien.

In 103 Ländern sind die Hacker aktiv. Zurückverfolgen lässt sich das Netzwerk, das Geisternetz (GhostNet) getauft wurde, nach China. Die Vermutung, dass Chinas Führung ihre Finger im Spiel hat, können die Experten nicht bestätigen. Das liegt unter anderem daran, dass in China die meisten Menschen weltweit online unterwegs sind. Doch es gibt durchaus Anzeichen dafür, dass die obersten Regierungskreise eingeweiht oder gar Auftraggeber sind. Anders lässt sich nicht erklären, weshalb ein Diplomat, der vom Dalai Lama per E-Mail eingeladen wurde, kurz darauf von der chinesischen Regierung aufgefordert wird, er möge dieser Einladung nicht nachkommen. Der Verdacht, dass der E-Mail-Verkehr überwacht wird, war Anlass für die Überprüfung der Rechner.

Gefunden wurde ein Trojaner namens „ghOst RAT“. Er ist in der Lage, sich vor Antiviren-Programmen zu verstecken. Mit Hilfe dieses Schädlings konnten die Hacker problemlos auf die Rechner zugreifen. Selbst vor einem NATO-PC machten die Internetkriminellen nicht Halt. Das zeigt, wie schnell Spione an sensible Daten gelangen und über die Kameras und Mikrofone der PCs ganze Räume überwachen können. Spionageabwehr, die auch von Detekteien angeboten wird, ist daher ein probates Mittel, sich zu schützen. Denn es geht längst nicht nur um Politik. Betroffen sind auch Unternehmen, deren Know-how abgeschöpft werden soll.